Warum Dein “BasisScore” stimmen sollte.
Eine SCHUFA-Auskunft ohne – konkret verzeichnete – Negativmerkmale, reichen der kreditgebenden Wirtschaft inzwischen nicht mehr aus. Die Kreditentscheidungen einer Bank müssen auf fundierten – externen – Kenntnissen bzw. Zahlen basieren. Deshalb bietet die SCHUFA seit einiger Zeit, mit dem „Basisscore” eine weitere, rechtlich allerdings umstrittene Dienstleistung an. Bis vor kurzem wurde von der „SCHUFA” die Existenz, des damals noch „Auskunft-Scoring-Service” (ASS) genannten Basisscore vehement bestritten. Heute wirbt die „SCHUFA” ganz offen mit diesem Service auf Ihrer Homepage. Dies allein ist Beweis genug, dass auch die SCHUFA – als Wirtschaftsunternehmen – ihren Service, gegenüber ihren Vertragspartnern ständig erweitern muss um sich den Gegebenheiten des Marktes anzupassen. Was ein Basisscore ist, wird dem Verbraucher zusammen mit seiner SCHUFA-Selbst-Auskunft direkt unter dem „Basisscore” erklärt. „Der Basisscore gibt die Wahrscheinlichkeit an, mit der ein Kunde einen Kredit termingerecht zurückzahlen bzw. seine Rechnungen vertragsgemäß begleichen wird. Diese Prognose wird anhand moderner mathematisch-statistischer Verfahren erstellt und basiert auf den zu Ihrer Person bei der SCHUFA gespeicherten Daten. Weitere Informationen entnehmen Sie bitte dem beigefügten Info-Blatt oder dem Internet unter www.meineSCHUFA.de.“ Wie dieser Basisscore berechnet wird und wie man diesen evtl. verbessern kann, bleibt geheim! Es wird davon ausgegangen, das sogenannte Risikogruppen aufgestellt und mit diesen Informationen aus den an die „SCHUFA” gemeldeten Daten, einen Index errechnet wird. Dieser Index stellt eine Prognose über das künftige Verhalten von Personengruppen dar, die auf der Grundlage von statistisch-mathematischen Analyseverfahren berechnet wird. Es handelt sich nicht um die Bewertung der Bonität eines konkreten Kunden, sondern um die Einschätzung der Kreditwürdigkeit einer Gruppe, der dieser Kunde angehört. Wie diese Risikofaktoren, die einen Punktewert zwischen 1 und 100 ergeben, ermittelt werden, welche Daten hier einfließen, bzw. wie und wozu diese benutzt werden, ist ein wohl gehütetes Geheimnis. Jedenfalls werden weder konkrete Zahlungs(un)fähigkeit, noch die Fakten aus der üblichen SCHUFA-Eintragung bewertet, sondern das Zahlungsverhalten von verschiedenen Vergleichsgruppen innerhalb der letzten Monate. Dabei kommt dann z.B. auch heraus, dass jüngere Kunden mit hoher Anzahl von Eigenauskünften in der „SCHUFA” als kreditunwürdig gelten.
Begründung: erfahrungsgemäß würden “gerade jüngere Leute mit der Eigenauskunft ‚etwas vorhaben’ und “künftig” auffällig werden…”. Und dies eben unabhängig davon, ob jemand zahlungsunfähig ist, Negativeintragungen in der SCHUFA hat – oder nicht! Dies zeigt, dass beim Score die tatsächlichen Einzelfallumstände keine Rolle spielen, sondern nur die Zugehörigkeit zu einer (fiktiven) Gruppe. Gehört ein potentieller (Kredit / Einkaufs-) Kunde zu einer Risikogruppe mit schlechtem Risikofaktor, auch Score-Wert genannt, kann das Unternehmen den gewünschten Vertrag ablehnen oder von bestimmten Bedingungen (wie z.B. Zahlung im Versandhandel per Nachnahme) abhängig machen. Zwar soll der Score-Wert nicht alleine ausschlaggebend sein, im Massengeschäft wird es aber zunehmend doch so sein. Solche Verfahren werden bereits seit den 80igern im Riskmanagement benutzt. Normalerweise handelt es sich um statistisch erfasste Daten, die neur(on)al in einem mathematischen Verfahren benutzt werden. Solche Verfahren sind sehr rechenintensiv und wegen der vorhandenen und zugänglichen Datenmenge sehr genau. Der Score Index ist eine Bonitätsauskunft in Form eines Zahlenwertes zwischen 1 und 100 (1 ist sehr schlecht, 100 ist sehr gut) der also das durchschnittliche Risiko aller Personen mit gleichem Datenprofil charakterisieren soll. Der Scorewert wird dynamisch festgestellt und nicht abgespeichert. Er ist somit nicht durch das BDSG erfasst, da keine Speicherung erfolgt. Die SCHUFA war bisher nicht bereit, die Berechnung des Scores zu veröffentlichen, da sie hierdurch Risiken für die Aussagekraft des Scores sieht. Denn “kriminelle” Subjekte könnten dann Ihren Score zu Ihren Gunsten beeinflussen. Diese Praxis ist jedoch gerade dann ärgerlich, wenn z.B. ein Kredit wegen diesem Score abgelehnt wird. Dieser Kunde hat keinen negativen SCHUFA Eintrag aber der Basisscore beträgt lediglich 87.60 %. Beim Betrachten der vollständigen SCHUFA Auskunft fällt jedoch auf, dass der Kunde – wenige Monate – nach Erhalt eines Kredites über ca. 20.000 EUR einen weiteren Kredit erst angefragt und dann auch erhalten hat. Dies ist aber nur eine Vermutung. Warum der Basisscore nur bei 87,00 % liegt kann bzw. möchte wahrscheinlich noch nicht einmal die SCHUFA beantworten Diese Verfahrensart erlaubt laut SCHUFA, Unterschiede zwischen den Bonitätsgraden zweier Zwillingsgeschwister mit gleich gemeldeten „SCHUFA”-Daten festzustellen, wenn diese an unterschiedlichen Orte wohnen, (z.B. in Hamburg – Blankenese oder Berlin – Kreuzberg) Da die „SCHUFA” die genauen Einflussdaten geheim hält, angeblich keine bestrittenen Daten intern verwertet, bleiben datenschutzrechtliche Zweifel bestehen. Vor Jahren musste die „SCHUFA” vor dem AG Hamburg eine schwere Niederlage hinnehmen und die Unterlassung der Weitergabe des Scorewertes eines Hamburger Kaufmanns anerkennen. In den üblichen „SCHUFA”-Klauseln ist Nichts von der Berechnung und Weitergabe eines Scorewertes vorzufinden. Ein Kunde der diese Klausel unterschreibt, weiß im Allgemeinen nichts von einem ScoreIndex. Er kennt somit auch die Tragweite seiner Unterschrift nicht.
Basisscore Der Basisscore ist ein zentraler Orientierungswert für Verbraucher, der im Rahmen der Eigenauskunft mitgeteilt wird. Er soll unabhängig von einer Branche die generelle Wahrscheinlichkeit angeben, mit der z.B. ein Kredit zurückgezahlt oder eine Rechnung beglichen wird. Der beste zu erzielende Wert ist 100%. Der Basisscore wird viermal im Jahr, etwa eine Woche nach Quartalsbeginn, aktualisiert.
Branchenscores Verbraucher können auch ihre branchenspezifischen Scorewerte anfordern. Die SCHUFA berechnet für die verschiedenen Branchen ihrer Vertragspartner unterschiedliche Scores. Dahinter steckt die Überlegung, dass die Wahrscheinlichkeiten z.B. für die Rückzahlung eines Kredites zum Kauf einer Wohnung oder die Bezahlung der Rechnung eines Handelsunternehmens sehr unterschiedlich sein können. Daher gibt es verschiedene branchenspezifische Scores:
- Banken (Groß-, Privat-, Auto-, Direktbanken, Spezialkreditinstitute)
- Genossenschaftsbanken
- Sparkassen
- Hypothekenbanken
- Leasingunternehmen
- Handel
- Versandhandel
- Telekommunikation
Auch für Kleingewerbetreibende und Freiberufler werden Scores berechnet. Die Branchen-Scorewerte können von 0-1.000 reichen (bei Banken und Telekommunikationsunternehmen bis 10.000). Jeder Verbraucher kann seine tagesaktuellen Branchenscores bei der SCHUFA gegen eine Grundgebühr von 3 € und einem Euro pro Branche online oder per Post erfahren. Im Rahmen der Studie haben die Testpersonen ihre Eigenauskünfte per schriftlicher Anfrage oder online eingeholt. Bei der Anfrage müssen Vor- und Zunahme, Geburtsdatum, die aktuelle Anschrift und die Bankverbindung aufgeführt werden.
Verteilung der SCHUFA-Basisscorewerte Über die statistische Häufigkeitsverteilung der SCHUFA- Basisscorewerte sind uns keine Veröffentlichungen bekannt. Auch auf der Homepage der SCHUFA wird lediglich mitgeteilt, dass die Werte bis 100% reichen können. Es ist auch nicht bekannt und wird von der SCHUFA als Geschäftsgeheimnis gehütet, welche Merkmale mit welcher Gewichtung in die Konstruktion des SCHUFA-Basisscores einfließen. Für Verbraucher ist daher nicht ersichtlich, was ihre Werte im Einzelnen bedeuten, wie diese Werte zustande kommen, welche Konsequenzen ein bestimmter Wert hervorrufen kann und wie ein Scorewert korrigiert oder optimiert werden kann. Anders ist dies bei den Branchenscores. Dort wird beispielsweise für Sparkassen folgende Verteilung des Bonitätsindex angegeben, außerdem die entsprechenden Risikoquoten und Ratingstufen. * Es ist nicht nachvollziehbar, warum die SCHUFA bei den Basisscores nicht in zu den Branchenscores vergleichbarer Weise die Verteilung und Bewertung der Punktwert darstellt. Um dieses Informationsdefizit zumindest etwas zu mildern, wird in der nachfolgenden Abbildung die reale Verteilung der SCHUFA-Basisscorewerte in unserer Stichprobe dargestellt. Von den 100 Testpersonen wurde nur 96 Personen ein Basisscorewert mitgeteilt. Vier Testpersonen wurde kein Basisscore übermittelt. Bei drei Personen wurde von der SCHUFA als Begründung für das Fehlen des Basisscores angegeben, dass zu ihnen bei der SCHUFA keine ausreichenden Informationen vorhanden waren. De facto haben diese Personen bislang keine Kredite aufgenommen und ihre Girokonten werden von Volks- oder Raiffeisenbanken geführt. Es ist sicherlich diskussionswürdig, warum die SCHUFA in solchen Fällen nicht einen Scorewert von 100% vergibt. Bei der vierten Testperson liegen Konto-, Kreditkarten- und Kreditinformationen vor. Es sind jedoch drei Forderungen über jeweils rund 400 Euro aus drei verschiedenen Jahren gespeichert. Ein langlaufender Kredit über neun Jahre mit einer monatlichen Ratenzahlung von rund 77,- Euro ist ordnungsgemäß bis zum Jahr 2006 zurückgezahlt worden. Es ist erstaunlich, dass die SCHUFA bei der Ausführlichkeit der vorliegenden gespeicherten Daten für diese Testperson keinen Basisscore berechnen kann. Zwei Testpersonen befinden sich aktuell in einem Insolvenzverfahren. Diese Personen erhalten einen Basisscore von 5,0. Eine dritte Testperson hat Ende 2008 das Insolvenzverfahren mit der Erteilung der Restschuldbefreiung abgeschlossen, diese Person hat einen Wert von 29,0. Der nächsthöhere Basisscorewert beträgt 77,00. Es handelt sich bei dieser Testperson um eine 28-jährige Frau. Die Testperson ist bei der CEG Creditreform und bei Arvato Infoscore unauffällig. Bei der SCHUFA sind für sie sieben Kreditkonditionenanfragen aus dem Jahr 2008 und mehrere Bonitätsanfragen des Handels wegen Bestellungen auf Rechnung ebenfalls aus dem Jahr 2008 gespeichert. Obwohl solche Anfragen laut SCHUFA nicht in Score-Berechnungen einfließen, ist es auffällig, dass die Testperson einen mit Abstand schlechteren Scorewert als andere Testpersonen erzielt. Es ist nicht nachvollziehbar, wie dieser Wert zustande kommt und warum so ein erheblicher Abstand zu anderen Werten gegeben ist. Fünf Prozent der Testpersonen haben Werte zwischen 79,50 und 88,90. Offensichtlich führen lange Ratenkredit-verpflichtungen zu diesen schlechteren Testwerten. Die Testperson mit einem Wert von 79,50 hat einen Kredit aufgenommen, der über 17 Jahre mit einer monatlichen Belastung von rund 100 Euro läuft, und hat dazu zwei Autoleasingverträge. Obwohl der langlaufende Kredit bislang ordnungsgemäß getilgt wurde, führt dies nicht zu einer guten Bonitätsbeurteilung, sondern im Gegenteil zu einer hohen Ausfallwahrscheinlichkeitseinstufung. Eine zweite Testperson mit einem Score von 79,80 weist zwei Kredite auf, die Laufzeiten von vier bzw. fünf Jahren haben mit einer monatlichen Tilgungsbelastung von insgesamt rund 300 Euro. Diese Testperson hat bereits einen Kredit über 10.000 Euro erfolgreich getilgt, was ihr aber in der SCHUFA-Einschätzung nicht zu einem besseren Score verhalf. Eine dritte Testperson hat einen Score von 87,80, der offenbar aufgrund eines Kredits mit 16 Jahren Laufzeit bei einer monatlichen Tilgungsrate von rund 50 Euro zustande kommt. 22% der Testpersonen haben Scorewerte zwischen 89,50 und 96,99. In dieser Gruppe ist eine etwas häufigere Kreditaufnahme zu erkennen. 38% der Testpersonen haben Scorewerte zwischen 97,00 und 98,99. 27% der Testpersonen haben Testwerte zwischen 99,00 und dem in unserer Stichprobe beobachteten Höchstwert 99,70. Nach den Angaben der SCHUFA sollen die Prozentwerte des Basisscores die Wahrscheinlichkeit ausdrücken, mit der eine Kredit- oder Zahlungsverpflichtung erfüllt wird. Aus den real erteilten Basisscorewerten ist aber nicht ersichtlich und auch nicht nachvollziehbar, warum im Einzelfall eine hohe oder niedrige Ausfallwahrscheinlichkeit von der SCHUFA angenommen wird. Erhält eine Testperson beispielsweise einen Basisscore von 97%, so wird damit eine 3%-ige Wahrscheinlichkeit signalisiert, dass diese Person ihre Kreditverpflichtungen nicht erfüllen wird. Das Risiko eines Kreditausfalls beträgt bei dieser Person somit 3% und eine dementsprechende Risikobepreisung fließt in viele Kreditvergaben ein, wie das bereits erwähnte Gutachten von Korczak & Wilken (2008) nachweisen konnte. Je niedriger der Basisscorewert ist, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit, dass ein Kreditnehmer höhere Zinsen zahlen muss und sich sein Kredit verteuert. Wenn nun offenkundig die Basisscores zwar mathematisch berechnet worden sind, aber ihre inhaltliche Bedeutung beliebig und willkürlich zu sein scheinen, dann sind sie kein valides Bonitätsinstrument, sondern reduzieren sich zu einem reinen Marketinginstrument zur Durchsetzung höherer Kreditkosten.